Als ich vor ein paar Jahren bei 1&1 (heute IONOS) gearbeitet habe, gab es ein Backend-Team, welches regelmäßig „Errorlog-Duty“ hatte. Anfangs habe ich das gar nicht richtig mitbekommen. Erst nach einer Weile, als ich eine Applikation live gestellt und ins Errorlog geschaut habe, fiel mir auf: Da war kaum noch Rauschen. Nur noch wenige, relevante Fehler. Das hat mich beeindruckt – und als ich den Teamleiter Stefan darauf ansprach, nickte er nur: „Ja, das kommt vom Errorlog-Duty.“
Was er meinte, war im Grunde eine Haltung: Regelmäßige Überprüfung. Konsequente Korrektur. Langfristige Stabilität. Ownership. Das Team schaute regelmäßig ins Errorlog, analysierte, welche Fehler auftauchten, und entfernte sie Stück für Stück. Kein schneller Glanz, kein spektakuläres Feature – einfach solides Debugging. Das Ergebnis: weniger Rauschen, mehr Signal. Und das war Gold wert. 😌👍🏻
Inhalt
Der Körper als System – und Fitness als Debugging
Diese Denkweise hat mich später nicht mehr losgelassen. Niemand hat für die geringeren Fehler im Errorlog applaudiert, die Wenigsten haben es mitbekommen. Im Endeffekt hätte es auch ohne das Errorlog-Duty funktioniert, aber das Debuggen im Ernstfall ist dann wesentlich aufwändiger.
Mit der Fitness funktioniert das im Grunde genauso. Wenn man trainiert, schaut man – bewusst oder unbewusst – ständig ins eigene „Errorlog“.
- Warum schmerzt mein Rücken nach dem Sitzen?
- Warum fühle ich mich beim Training schlapp?
- Warum verliere ich nach einer Krankheit so schnell an Kraft?
Jeder dieser Punkte ist ein Fehler im System, ein kleiner Hinweis darauf, dass etwas nicht optimal läuft. Und wer regelmäßig trainiert, führt im Grunde nichts anderes durch als Errorlog-Duty für den Körper: beobachten, analysieren, anpassen, verbessern.
Wenn man nicht regelmäßig trainiert, funktioniert es eine Weile recht gut. Vermutlich auch ein paar Jahre, aber irgendwann merkt man, dass der Körper nicht mehr die Leistung bringen kann, die man gewohnt war.

Weniger Rauschen, mehr Signal
Wenn man nie trainiert, rauscht das Errorlog des Körpers vor sich hin. Müdigkeit hier, Schmerzen da, schlechte Regeneration, unruhiger Schlaf – alles gleichzeitig, unklar, wo man ansetzen soll.
Regelmäßiges Training, bewusste Bewegung, gute Ernährung – all das hilft, das Rauschen zu reduzieren. Plötzlich wird klarer, woher echte Signale kommen: Du merkst, ob deine Erschöpfung vom Training oder vom Stress kommt. Du erkennst, welche Bewegung dir guttut und welche Haltung Probleme macht. Wenn Du einen guten Schlaf hattest, ist das sofort spürbar.
Fitness bringt Ordnung ins System. Nicht, weil du perfekt funktionierst, sondern weil du weißt, wo die Fehler wirklich liegen. Schlechter oder ungenügender Schlaf? Lange am Schreibtisch gesessen?
Die mühsame, aber wertvolle Arbeit
Genau wie beim Errorlog-Duty ist auch Fitness kein glamouröser Prozess. Oft macht es keinen Spaß, sich mit den kleinen Schwächen zu beschäftigen. Einen Fehler zu debuggen bedeutet sich mit der Ursache zu beschäftigen. Es ist viel leichter, nach schnellen Erfolgen zu suchen – neuen Trainingsplänen, Supplements oder Gadgets. 😇🤞🏼 Aber langfristig zählt etwas anderes: dranbleiben, verstehen, korrigieren.
Ein stabil laufendes System entsteht nicht durch ein großes Update, sondern durch viele kleine Bugfixes. Und ein gesunder, belastbarer Körper entsteht nicht durch ein einmaliges Bootcamp, sondern durch regelmäßiges, bewusstes Training.
Eine Haltung der Sorgfalt
Das Schöne an dieser Perspektive: Sie verändert, wie man Fitness betrachtet. Training ist nicht nur ein Mittel zum Zweck – es ist Systempflege. Es bedeutet, Verantwortung für den eigenen Code zu übernehmen – für das Zusammenspiel von Muskeln, Hormonen, Nerven, Schlaf und Ernährung. 🧘 Wie sieht es mit meiner HRV aus? Wie regelmäßig gehe ich schlafen?
Es bedeutet, nicht blind Fehler zu ignorieren, sondern zu verstehen, was sie bedeuten. Nicht alles sofort „fixen“ zu wollen, sondern zu erkennen, welche Fehler dringend sind und welche man beobachten kann.
Werde dein eigener Systemadministrator
Fitness ist kein Projekt, das man abschließt. Es ist ein fortlaufender Prozess der Wartung und Verbesserung.
So wie das Backend-Team seinen Code über Jahre hinweg stabil gehalten hat, so kann man auch den eigenen Körper kontinuierlich „debuggen“.
Man lernt, den Unterschied zwischen echten Problemen und bloßem Rauschen zu erkennen. Man erkennt Muster. Und mit der Zeit läuft das System – der eigene Körper – ruhiger, klarer, stabiler.
Denn am Ende ist Fitness nichts anderes als:
👉 Errorlog-Duty für Dich selbst.
In diesem Sinne: Fix your bugs & get rowing 😉🤙🏼



