Als ich kürzlich über die Apple Watch Ultra geschrieben habe, war eine Erkenntnis dass man mit einer Smartwatch immer gleich ein komplettes Ökosystem des Anbieters „einkauft“ und nutzt. Mit der leichten Coros Pace 2 Laufuhr hatte ich dieses Gefühl nicht, wobei dort ebenfalls für die sinnvolle Nutzung ein Account und die passende App notwendig sind.
Nun habe ich seit einiger Zeit die Garmin Forerunner 955 an meinem Handgelenk und teste diese und deren Ökosystem insbesondere für mein Lauftraining (schließlich ist die Forerunner Serie für Läufer) aber auch insbesondere in der Kompatibilität mit den Rudergeräten Waterrower Performance Ergometer und Concept2 RowErg.
Wie kam es dazu?
Inhalt
Als ich den Artikel zu Smartwatches mit dem Rudergerät geschrieben habe, haben mir „Hands-On“ Erfahrungen zu den einzelnen Uhren gefehlt.
Nicht nur Apple Watch Nutzer, auch insbesondere Garmin-Nutzer besuchen diesen Blog, entweder auf der Suche nach einem passenden Rudergerät für Ihre Garmin Smartwatch oder aber um herauszufinden, welche Garmin Uhr am besten mit Ihrem Rudergerät zusammen funktionieren könnte. Ein Smartwatch Test in Kombination mit dem Rudergerät Test. Zumindest die erste Frage bzgl. dem passenden Rudergerät zur Smartwatch kann ich in diesem Artikel bzgl. Garmin beantworten.
Das Rudergerät in Kombination mit Garmin Connect ist für viele Menschen relevant. In der Smartrow Facebook Gruppe gab es immer mal wieder Anfragen, ob es nicht eine bessere Verbindung zwischen Smartrow und Garmin geben könne und erst kürzlich hat Daniel eine bessere Integration für die Garmin Uhr erstellt und als ConnectIQ Feld veröffentlicht.
Garmin benutzt das Ant+ Protokoll, neben Bluetooth eines der Funkprotokolle welches Verbreitung im Fitnessbereich genießt. Gleichzeitig funktioniert dieses jedoch nicht in Kombination mit Bluetooth. Garmin schreibt auf der eigenen Website „Wir haben Laufuhren hergestellt, lange bevor es Smartwatches gab“. Wie kompatibel ist die Garmin Smartwatch im Bereich der smarten Rudergeräte wirklich?
Multi-Smartwatch für das Laufen und Rudern
Es gibt eine breite Auswahl an Garmin Uhren. Vermutlich ist es am Besten die Vergleichsfunktion auf der Garmin-Website zu nutzen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was man braucht oder auf was man ggf. verzichten kann. Ich habe in meinen Vergleich ebenfalls die Forerunner 255 und Forerunner 745 hinzugefügt und mich dann jedoch für die 955 entschieden, weil diese noch den Touchscreen mit sich bringt, aber die 255 hätte vermutlich ebenso für meine Zwecke ausgereicht.
Die Forerunner 955 ist das „Rechts-Unten-Modell“ der Forerunner-Serie, da sind alle Haken im Vergleich grün. Ich spiele kein Golf, aber mit dieser Uhr soll es noch schöner sein 😉
Über die ConnectIQ App soll auch einen Jagd- und Angelkalender auf der Uhr vorhanden sein, dann fehlt quasi nur noch der richtige Köder.
Für mich sind insbesondere die Funktionen zum Laufen relevant und außerdem die Verbindung mit dem Rudergerät oder „Smart Trainer“.
Die Uhr bietet soviel mehr, ein Diagram der Menüführung wäre in der Tat hilfreich, die Garmin Connect App ermöglicht ebenfalls noch einmal unzählige granulare Einstellungen. Für die Datenfelder gibt es eine separate Connect IQ App.
Eine der ersten Einstellungen welche ich vorgenommen habe: Auf das metrische System umstellen. Meilen und Pfund sind ja schön und gut, aber mein Kopf ist daran schlicht nicht gewöhnt. Außerdem die Benachrichtigungen auf der Uhr deaktiviert. Das mache ich bei jeder Smartwatch, dadurch lebt es sich entspannter und achtsamer – die Uhr summt weniger häufig.
Wem es genauso geht wie mir, wird sich ggf. wundern: Diese Einstellung gibt es sowohl innerhalb der Garmin Connect App als auch an der Uhr. Es reicht nicht aus, die App umzustellen. An der Uhr funktioniert die Umstellung von Yard, Fuß und Meilen zu den europäischen Pendants wie folgt:
- Lange den mittleren linken Knopf drücken
- Runterscrollen zum Zahnrad (Einstellungen)
- Runterscrollen zum letzten Punkt „System“
- Nun „Format“ auswählen
- Innerhalb dieses Menüpunktes gibt es einen Unterpunkt „Einheiten“ für die Distanz, Pace, Höhe, Tiefe, Gewicht, Größe, Temperatur, Schwimmwerte, Luftdruck und die Verikalgeschwindigkeit
Ich bin mir nicht sicher wieso die Uhr bei mir ursprünglich auf die englische Formate eingestellt war, vermutlich handelte es sich um einen UK Import bei meiner Uhr. Aber es läuft sich wesentlich befreiter wenn man die Pace nicht in Meilen angezeigt bekommt und die Uhr tatsächlich die km-Wegpunkte markiert und nicht die weiter entfernten Meilen. YMMV
Der Trend geht zu mehr Knöpfen an den Uhren. Menüführung: Es gibt insgesamt 5 Knöpfe, da kann man schon einmal durcheinander kommen, aber wenn man das System einmal verstanden hat, ist es selbsterklärend. Lange links oben gedrückt halten und man erhält Funktionen wie „Timer“ oder „Stoppuhr“.
Rechts unten geht es immer zurück, recht oben wird gestartet oder bestätigt und die 3 linken Knöpfe sind eine nette Ergänzung zum Touchscreen mit den Wischgesten. Bei den Knöpfen handelt es sich um richtige Tasten mit Druckpunkt, insbesondere während dem Sport empfinde ich das als angenehm.
Wenn Schweiß, Rütteln während dem Laufen oder kurze Konzentration einschränken, so sind Knöpfe mit eindeutigen Funktionen und haptischem Feedback Gold wert.
Insgesamt empfinde ich das Silikon-Armband als angenehm, dieses ist leicht abwaschbar und trotzdem noch luftdurchlässig, ich trage die Uhr relativ locker. Das Gewicht? 52 g – damit kommt sie noch nicht an den Apple Watch Ultra mit 61,3g dran, aber es könnte für mich immer weniger sein.
Garmin Forerunner 955 Smartwatch in Kombination mit Smartrow
Garmin und Rudern. Nun kommt der Moment, in welchem der Elefant ins Wasser rennt.
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Am Waterrower Performance Ergometer wird die Smartrow App genutzt, welche seit dem Update letzten Jahr einen FTMS Bluetooth Broadcast zur Verfügung stellt. Während die Coros Pace 2 sich noch ziert damit zu arbeiten, weil angeblich das Wort „Row“ im Namen des sendenden Gerätes fehlt (wofür gibt es eigentlich einen Standard?) war ich insbesondere auf die Funktion mit der Garmin Uhr gespannt.
Laut Benutzerhandbuch kann die Smartwatch „mit ANT+® oder Bluetooth® Funksensoren gekoppelt und verwendet werden“.
Wenn ich in der Smartrow App jedoch den Bluetooth Broadcast aktiviert habe, kam bei der Sensorsuche auf der Uhr nichts an:
Nachdem dies nicht funktioniert hat, habe ich beim Garmin Support nachgefragt und folgende nüchterne Rückmeldung erhalten:
Bei externen Geräten funktioniert es über ANT+
Während Coros sich schlicht nicht an den Bluetooth Standard hält, unterstützt Garmin diesen erst garnicht. Für mich als Endkunde und Benutzer völlig unverständlich. Da kann ein Gerät durch die eingebaute Technik nicht nur theoretisch beide Standards, teilweise wird dies auch unterstützt, aber in dem Bereich „Smart Trainer“ besinnt man sich plötzlich auf eigene Werte? Es ist das Jahr 2023 und Mauern werden durch fehlende Schnittstellenunterstützung gebaut.
Ich bin mir nicht ganz sicher, wieso dies gemacht wird, aber gut ist es nicht. Garmin, not at all charmin‘ 😮💨
Ein kleiner Trost und ggf. Lichtblick bleibt: Zumindest die Herzfrequenz kann über Bluetooth von der Uhr an Smartrow übergeben werden.
Mit dem zuvor erwähnten ConnectIQ Datenfeld ist es möglich die Uhr direkt mit der Smartrow Rolle zu verbinden, damit fällt jedoch die reguläre Verbindung zur Smartrow App weg. Die Ruderdaten kommen dadurch jedoch direkt zur Garmin Plattform. Derzeit ist dies für die Modelle FR255, FR745, FR945LTE, MARQ2, Epix2, FR955, Fenix 6 und noch ein paar Weitere möglich.
Eine Auswertung enthält dann in der Garmin Connect App und auf der Uhr etwas mehr Daten:
Thema Datenaustausch und Synchronisierung: Ich hatte in dem Artikel zur Smartrow App den Export im „Garmin Format“ tcx erwähnt. Dieser ist tatsächlich nur über die Website smartrow.fit möglich:
Anschließend ist ein manueller Import über die Garmin Plattform möglich:
Und die Aktivität wird dort nach dem Import als Radfahren erkannt. An diesem Punkt arbeitet derzeit Smartrow, es soll hierzu noch ein Update geben. Idealerweise wäre jedoch ein automatischer Import. Eine Synchronisation wie mit Strava oder Apple Health empfinde ich als komfortabler.
Garmin und Smartrow? Wahrlich bisher keine harmonische Beziehung, da gibt es aus meiner Perspektive noch Einiges an Optimierungsbedarf.
Garmin Forerunner in Kombination mit dem Concept2 Rudergerät
Wie funktioniert die Forerunner Smartwatch mit dem Concept2 Rudergerät zusammen? Ich bin positiv überrascht! Wirklich!
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Als ich mich auf das Rudergerät gesetzt habe und am PM5 den Punkt „Verbinden“ ausgewählt habe, hat plötzlich die Uhr vibriert und ich habe Folgendes angezeigt bekommen:
Die Uhr selber wurde am Concept2 Rudergerät nicht als mögliche Verbindungsoption angezeigt, ich meine das funktioniert nur bei der Herzfrequenz. Aber die Verbindung hat einwandfrei funktioniert. Nachdem ich dies an der Uhr bestätigt habe, wurde am PM5 angezeigt, dass die App verbunden wurde. Der PM5 unterstützt ANT+, alle möglichen Formen und Derivate davon. Heimspiel für Garmin.
Für mich war dann insbesondere interessant, ob ich zusätzlich zur Uhr auch noch die ErgData App mittels Bluetooth verbinden kann. Und das hat in der Tat geklappt. Zudem ist es auch noch möglich die gemessene Herzfrequenz der Forerunner an das Rudergerät zu senden. Das Setup sieht also wie folgt aus:
- Herzfrequenz über die Garmin Forerunner messen und an den PM5 broadcasten
- PM5 mittels Bluetooth mit der ErgData App verbinden, diese erhält die Herzfrequenz der Uhr durchgereicht
- Garmin Smartwatch mittels ANT+ mit dem PM5 verbinden und detaillierte Ruderdaten des Workouts vom Rudergerät erhalten
Es ist ebenfalls optional möglich, den Polar H10 Brustgurt für eine genauere Herzfrequenzmessung zu nutzen und die Herzfrequenz an der Uhr damit zu überschreiben. Die Garmin Uhr erkennt automatisch den Polar H10, fragt ob dieser genutzt werden soll und speichert dann die Werte des Brustgurtes:
Ich habe ein langsames Aufwärmen durchgeführt. Das Workout wurde von der Uhr aufgezeichnet, hier ist das Ergebnis öffentlich verfügbar. Regulär sind die Daten nicht öffentlich.
Was mich dabei wieder überrascht hat: Ich erhalte neben den Daten, die ich auch in der ErgData App erhalte wie bei der Coros Integration noch zusätzlich die Distanz pro Zug. Das kann durchaus praktisch sein, um die eigene Technik zu verbessern: Bin ich mit den Beinen zu weit vorne und über-strecke ich dabei die Knie?
Zusätzlich wird ebenfalls eine Atemfrequenz ausgegeben. Diese wird mittels der optischen Herzfrequenztechnologie erfasst und als Messwert für die Anzahl der Atemzüge pro Minute (brpm) ausgewiesen. Ein Atemzug umfasst sowohl das Einatmen als auch das Ausatmen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich diese Kurve ähnlich wie die Herzfrequenzkurve verhält, auch wenn kleine Unterschiede erkennbar sind.
Grundsätzlich kann ich also zusammen fassen, dass die Uhr gemeinsam mit dem Concept2 Rudergerät hervorragend harmoniert und beide Geräte sich ergänzen. Es fühlt sich noch nicht so sehr nach Zukunft an wie bei der Apple Watch – vermutlich weil diese im Apple Ökosystem mit ErgData einfach magisch funktioniert, aber es ist definitiv einfach und einmal eingerichtet, funktioniert es automatisch.
Wem ist das noch nicht passiert? Ein Workout wurde gestartet und währenddessen oder anschließend wurde gemerkt, dass etwas nicht funktioniert. Das ist hier nicht der Fall: Peace of mind. Die Geräte verbinden sich automatisch und funktionieren einfach.
Smartrow hat hier aktuell leider noch das Nachsehen. Sei es dadurch verursacht, dass „lediglich“ der Branchenstandard Bluetooth als Kommunikationsform gewählt wird, oder aber schlicht dadurch, dass Garmin dies an dieser Stelle bisher nicht unterstützen will? Eine Bluetooth zu ANT+ Umwandlung wäre hierfür hilfreich.
Rudern ohne smartes Rudergerät
Die dritte Option ist insbesondere wieder für Menschen interessant, welche zwar ein (älteres) Rudergerät nutzen, dieses jedoch keine smarte Konnektivität unterstützt und der Wunsch besteht das eigene Training zu tracken. Oder solche, die sich auf dem Wasser bewegen.
Kürzlich habe ich mich mit einem Freund unterhalten, der sich ein Rudergerät in der < 1.000€-Klasse gekauft hat. Leider ist es bei Ihm zu einem besseren Kleiderständer geworden. Ihm fehlte ein System um regelmäßig zu rudern. Diese günstigen Rudergeräte bringen häufig keine Konnektivität mit irgendwas mit, wenn man Glück hat werden die SPM auf dem „Trainingscomputer“ angezeigt und es ist möglich die Herzfrequenz an das Gerät zu senden. Die Ruderdaten bekommt man dann weder in einem Log noch in irgendeiner Form aus dem Gerät heraus. Ein Trainingslog empfinde ich als sehr wertvoll. Ich kann beobachten ob ich mich verbessert habe und damit meine Leistung besser einschätzen. Es ermöglicht eine Analyse meiner Trainings.
Die Smartwatch ist dann häufig teurer als das Rudergerät, dafür bringt diese im Besten Fall durch weitere Sensoren ein wenig mehr Informationen zum Training mit.
Ich habe es ausprobiert und die Uhr nicht mit dem Rudergerät verbunden, dabei erhielt ich folgende Auswertung:
Die Schlagrate wird anscheinend durch Bewegungssensoren ermittelt. So richtig genau ist das nicht, aber immerhin eine zusätzliche Datenreihe. Hier im Vergleich die Daten von Smartrow:
Ich hätte gerne für einen Vergleich beide Datenreihen übereinandergelegt, allerdings enthält die Auswertung von Garmin keine Werte zur Schlagzahl. Weder in der TCX-Datei noch in der FIT-Datei. Das muss wohl lediglich für die eigene Anzeige interpoliert werden oder es wird schlicht nicht gespeichert?
Grob betrachtet stimmen die durchschnittlichen SPM Wert, das ist positiv zu werten.
Garmin Rudereinstellungen an der Uhr
Eine Sache möchte ich hier noch beschreiben, welcher mir bei der Uhr als sonderbar aufgefallen war. Also grundsätzlich empfinde ich die Möglichkeit einer Einstellung für ein Rudertraining als etwas Positives. Hier einmal 2-3 Fotos des Menüs:
Die Funktion Alarm hat mich neugierig gemacht und ich wollte diese gerne für mein Steady State Training nutzen. Dabei versuche ich eine bestimmte Schlagzahl (20, 21 oder 22 SPM) über das komplette Workout zu halten. Andere machen daraus ein Spiel und meistern es selbst bei höheren Schlagzahlen.
Bei der Garmin Uhr ist ein oberer und unterer Alarm möglich. Das funktioniert mit verschiedenen Metriken, bspw. Herzfrequenz, aber auch Schlagzahl.
Setze ich die obere Schlagzahl und versuche ebenfalls die untere Schlagzahl zu setzen, so funktioniert leider kein enger Korridor. Sobald ich dies einstelle, ändert Garmin dies auf 10 Punkte Unterschied. Passe ich eine Grenzen (oben oder unten) anschließend wieder an, wird der Abstand immer bei 10 gehalten. Für mich daher ein völlig sinnfreie und nutzlose Funktion, zumindest was die Schlagzahl betrifft – hat das noch nie jemand Garmin gesagt?
Aerobisch und Anaerobisches Training
Als ich das erste Mal die Auswertung zum aeroben und anaeroben Training in der Garmin App gesehen habe, war ich komplett aus dem Häuschen. Seriously! Ich habe meinen Freunden Screenshots davon geschickt und dachte mir: Das ist doch einmal wirklich eine praktische Auswertung. Genau das möchte ich doch von meinem Workout wissen: War ich im aeroben oder anaeroben Bereich und wie lange? Garmin hatte die gute Idee, dies als „Training Effect“ zu bezeichnen und diesen Wert innerhalb der App als große Zahl darzustellen:
Und dann wurde ich durch Doug darauf aufmerksam gemacht, dass diese Anzeige nur für mein Lauftraining richtig funktioniert, aber bei einem Rudertraining nicht funktioniert:
Wenn man im anaeroben Bereich trainiert hat, dann spürt man das, dafür bräuchte ich eigentlich keinen Index. Wenn jedoch bereits ein Index zur Verfügung gestellt wird, dann sollten zumindest die Werte davon stimmen. Cha-cha-cha Charmin!
Wie genau ist die Herzfrequenz der Forerunner 955?
Bisher habe ich lediglich mit der Apple Watch gute Erfahrungen gemacht, bzgl. der Herzfrequenz-Messung am Arm, wenn ich auf dem Rudergerät trainiere. Durch die Bewegung am Arm, scheint eine Messung zumindest schwieriger zu sein als am Körper durch einen Brustgurt, bspw. den Polar H10. Ähnliches hat hier auch Sam kommentiert, er hat mit der Garmin Forerunner 255 keine gute Erfahrung bzgl. der Herzfrequenz am Rudergerät gemacht und nutzt nun einen optischen Sensor von Polar.
Mich hat es interessiert inwiefern die Uhr genaue Daten auch beim Rudern misst, während dem Laufen sind diese ausgezeichnet. Daher habe ich wieder das reguläre Testsetup: Intervalle, Polar H10 vs. Garmin Forerunner 955. Ich habe ein paar Anläufe gebraucht, bis es geklappt hat. Zu viele ANT+ und Bluetooth Verbindungen gleichzeitig führen unweigerlich zu einem Fehlverhalten. Zum Schluss habe ich die Herzfrequenz an der Uhr aufgezeichnet und den Polar H10 mit dem Rudergerät verbunden.
Mit Golden Cheetah habe ich die zwei Werte übereinander gelegt:
Grundsätzlich kann man an der Auswertung sehen, dass da nicht viele Unterschiede sind, die Werte sind schon eng beieinander. Wieso die Garmin Uhr zum Ende des Workouts für ein paar Sekunden keine Daten hat ist mir nicht klar. Insgesamt bewegen sich die Abweichungen im Bereich 1% bis 2% – für mich wäre diese Abweichung völlig ausreichend, viel wichtiger ist für mich, dass kein Abbruch der Messung stattfindet.
Forerunner 955 im Lauftraining
Rudern mit der Garmin Forerunner ist somit je nach Rudergerät und Anwendungsfall ein Glücksgriff, ggf. liegt dich auch schlicht am Concept2 Rudergerät, welches schon früh ANT+ unterstützt hat und damit Garmin in die Karten spielt.
Unabhängig davon ist die Uhr jedoch für eine Disziplin insbesondere gebaut worden: Laufen.
Die Auswertung, welche die Uhr aus dem Training zaubert ist wirklich phenomenal! Hier ist ein Lauf-Training von mir mit der Uhr in Oberkirch.
Neben akkuraten GPS Daten, ist die Herzfrequenz wirklich Spot-On und zeigt mir Details, die ich vorher so noch nicht gesehen habe. Das ist dann wieder ein Punkt, an welchem man merkt, dass Garmin bereits Laufuhren hergestellt hat, lange bevor es Smartwatches gab 😉
Aber was hat mich insbesondere von der Uhr überzeugt, wieso ist diese gerade für Läufer ein interessantes Gadget?
Eine Auswertung war für mich neu: Meine Stamina. Was genau ist damit gemeint? Ist es nur ein fancy Wort für Ausdauer und Durchhaltevermögen? In der Garmin App wird die Stamina in dieser Art dargestellt:
Dabei korreliert die Anzeige sehr stark mit meiner Pace während dem Laufen und jeder Läufer kennt das Gefühl nach einem Sprint: Der Körper ist kurzzeitig ausgelaugt, man muss wieder zu Atem kommen und nach einem kurzen Tief, kann erneut regulär weiter gelaufen werden. So ähnlich kann man sich die Anzeige der Stamina erklären. Quasi eine negative Energiekurve, welche bei 100% beginnt und dann je nach Intensität der Anstrengung abnimmt.
Auf was gucke ich während dem Laufen? Während dem Laufen habe ich häufig die Herzfrequenz im Blick, ähnlich wie beim Rudern versuche ich mich Steady-State im oberen gelben Bereich zu bewegen. Durch die Druckknöpfe an der rechten Seite wechsle ich die Ansicht zur Pace oder Gesamtzeit. Nach dem Lauf-Training erhalte ich eine Auswertung angezeigt:
Etwas genauer wird es dann in der Garmin Connect App:
Die Graphen gehen dann im Querformat auch nochmal genauer und können übereinander gelegt werden:
Die Uhr schlägt mir jeden Tag passende Workouts vor und es ist auch möglich damit eine Vorbereitung auf ein Rennen zu planen und durchzuführen. Quasi ein persönlicher Coach und Assistent für das eigen Training, der einem auch sagt wann man lieber dem Körper Erholung schenken sollte:
Es gibt die Möglichkeit einen Laktatschwellentest durchzuführen, einen Trainingskalender einzurichten (über die App zuvor herunterladen) aber auch gegen eine vorhandene Aktivität selber anzutreten.
Ebenfalls ist es möglich mit der Uhr Intervalle zu trainieren. Hierbei gibt es die wichtige Funktion sich zunächst aufzuwärmen (sollte man immer vor Intervallen machen) und erst anschließend durch das Drücken der Lap Taste die Intervalle frei zu wählen. Aber auch zuvor strukturierte Intervalle können mit der Uhr gelaufen werden, sei es auf Distanz oder Zeit. Das sind aus meiner Perspektive die wahren Werte, welche eine Laufuhr mit sich bringt – alles andere ist Luxus-Zuckerguss.
Apropros Luxus: Eine Funktion, welche ich interessant finde ist RoundTrip-Routing. Dieses ist über Laufen -> Navigation möglich. Wieso? Bisher habe ich während meinem Lauftraining verschiedene Wege ausprobiert, meistens war es eine Art Bauchgefühl, ob ich links oder rechts abbiegen sollte und es gab auch schon Situationen in denen ich das Smartphone rausgeholt habe und mir mögliche Optionen angeschaut habe.
Bei dem Feature in der Uhr kann man eine Richtung vorgeben: Nord, Süd, West, Ost oder „Beliebig“ und die Uhr berechnet anschließend 3 verschiedene Routen anhand der zuvor gewählten Distanz. Auf der Strecke wird man dann mittels Vibration darauf hingewiesen und kann auf der Uhr die Karte anzeigen, auf welcher Pfeile angezeigt werden. Wenn man die vordefinierte Route verlässt, ist die Navigation verborgen. Wenn man dann wieder auf die Strecke gelangt, geht es regulär weiter. Aber eines sollte klar sein: Die Wege sind in der Regel asphaltiert.
Was zuvor für mich etwas unstrukturiert war und manchmal auch darin resultierte, dass ich schlicht die Strecke wieder zurück gelaufen bin, ermöglicht mit diesem Feature mehr Wege in der Umgebung kennen zu lernen und dies mit Distanzen, die für mein Training sinnvoll sind. Gerade in Gebieten, in denen ich mich nicht auskenne, kann diese Funktion hilfreich sein. Wenn man ein gutes Gespür für Richtungen hat, funktioniert es auch ohne Uhr 😉
Ich tracke bisher mein Lauf-Training über die Strava-App oder Polar Beat App. Die Uhr lässt sich jedoch auch über die Garmin App mit Strava koppeln, sodass ich im Zweifelsfall mein Smartphone nicht mehr mitnehmen muss.
Fazit zur Garmin Forerunner 955 Smartwatch
Die Forerunner 955 spielt in der gleichen Preisliga wie die Fenix Serie, bietet jedoch mehr Funktionen für Läufer oder Triathleten.
Das Modell 955 der Forerunner Serie ist sicherlich eines der hochpreisigen Smartwatch-Modellen im Garmin Universum. Dafür werden bereits viele Features geliefert, insbesondere auf das Laufen abgestimmt. Es gibt 2-3 Einstellungen, welche mit dem Rudersport nicht so richtig gut funktioniert. Unabhängig davon scheint die künstliche Askese in der Kommunikation mit smarten Fitnessgeräten für mich nicht mehr zeitgemäß.
Wer die passenden Fitnessgeräte auswählt, der hat schon Glück, wenn diese dann noch mit der Uhr zusammen spielen, umso besser.
Für das Lauftraining kann ich die Garmin Forerunner uneingeschränkt empfehlen, selten hatte ich eine Uhr, welche mir so viele Insights und Trainingsmöglichkeiten geboten hat wie diese Uhr. Werde ich dadurch zum besseren Läufer? Mitnichten! Es ist nur ein Werkzeug – das muss auch noch richtig benutzt werden. Kann ich dadurch mein Lauftraining auf ein höheres Level heben? Gut möglich!
Zum Golfen kam ich noch nicht mit der Uhr, aber dass sich dadurch auch Golfer angesprochen fühlen die auf dem Green ggf. die Orientierung verloren haben, kann ich durchaus verstehen. 😉
Multisport-Uhr, welche das Herz von Läufern höher schlagen lässt: Nicht nur die Herzfrequenz ist damit messbar, auch Daten zur VO2Max und Umgebungsvariablen wie Luftdruck, Temperatur und GPS Position werden gemessen.
11 Antworten auf „Garmin Forerunner 955 Smartwatch im Test“
Hi Ulf,
ich bin Läufer und Schwimmer und seit neusten nun auch Ruderer 🙂 Ich besitze die FR255 und mache den Export von Smartrow zu Garmin Connect genau so, wie du es oben beschreibst, allerdings gehen ja einige INhalte verloren.. Schläge zB wird nicht importiert, genausowenig ein Trainings-Effekt u.a.
Was ist da diene Herangehensweise oder wird bei dir alles sauber überführt?
Hallo Martin,
Danke Dir für Deinen Kommentar & Willkommen beim Rudern!
Smartrow und Garmin haben sich aus meiner Perspektive seit dem Artikel leider noch nicht wirklich angenähert. Bin gespannt, ob da noch ein Update kommt, derzeit werden die Daten immer noch als Radfahren exportiert, dadurch gibt es eine Trittfrequenz ohne richtige Daten und keine Schlagrate.
Trainings-Effekt ist eine Garmin-Sache – ich glaube diese Metrik wird nur erstellt, wenn das Tracking mit der Uhr passiert.
Theoretisch könnte Smartrow auch das Feld „Distanz pro Zug“ ermitteln und in den Export schreiben, aber das funktioniert bisher nur bei Concept2.
Unabhängig davon wünsche ich Dir ein gutes Rudertraining!
Beste Grüße
Ulf
Ich bin hier gelandet wegen der Problematik SmartRow -> Garmin. Und ich bin absolut einverstanden, das ist sehr schwach von Garmin.
Vielleicht hilft mein Ansatz jemandem, der hier ebenfalls vorbeischaut.
Zuerst ein bisschen Kontext:
Für mich persönlich ist es nicht notwendig alle Details von SmartRow in Garmin Connect zu haben. In Garmin reichen mir allgemeine Informationen zur Aktivität, wie HR und Länge der Aktivität etc. Also Grundsätzlich das, was die Aktivität „Indoor-Runder“ bietet.
Für ruderspezifische Informationen benutze ich SmartRow.
Das kann relativ einfach erreicht werden mit dem Brustgurt Garmin HRM-Dual. Dieser lässt sich gleichzeitig mit meiner Garmin 6s und mit SmartRow verbinden.
Dadurch habe ich alle für mich benötigten Informationen dort wo sie sein sollen ohne manuell etwas zu exportieren oder importieren.
Besten Dank für Deinen Kommentar, Daniel! Das ist hilfreich, insbesondere wenn man nicht alle Informationen bei Garmin benötigt. Manchmal habe ich auch einfach die Uhr beim Training an und lasse diese mitlaufen. Beste Grüße
Ulf
Da es ich auch genervt hat das SmartRow keine Garmin compatiblen daten ablegt habe ich ein Pythonscript geschrieben, das die Smartrow csv in FIT compatible CSV umwandelt.
Danach werden auch die Schläge etc angezeigt.
Wenn Smartrow mehr Daten in ihr CSV ablegen würde könnte man auch mehr zu Garmin schaufeln und mehr darstellen.
https://github.com/DocPolyester/csv2csvfit
wenn ich wüsste wie Garmin den Trainingseffekt berechnet, könnte ich das irgendwie in mein Script einbauen.
bisher nehme ich es mit der Uhr auf ( die kann das aber nur auf Basis des Puls ermitteln und da die Leistungen fehlen ist das schon sehr grob) und füttere mein Script manuell.
Hier mal ein Testtraining:
https://connect.garmin.com/modern/activity/13808882010?share_unique_id=5
Hallo Kay,
super Gedanke! Meines Wissens hat Garmin diese Technologie von Firstbeat Analytics eingekauft oder lizensiert. Es gibt 2-3 Infos dazu auf der Support-Seite von Garmin, welche Trainingseinheiten mit welcher Herzfrequenz in die 2 Bereiche eingeteilt werden. Ich kenne mich mit Garmin Connect IQ zu wenig aus, bin mir jedoch nicht sicher ob Garmin diesbezüglich eine Schnittstelle bietet.
Beste Grüße
Ulf
Great post. I use a Garmin Fenix 7 which also broadcasts Heart Rate to compatible readers (Bluetooth and ANT+). When connected to the Concept2 (or Smartrow), it did not seem to provide a lot of readings – HR updated about every 7-10 seconds, which is slow especially when doing Tabata or HIIT workouts and getting frequent updates is important for hitting your thresholds. It’s sufficient when you forget to bring your Polar or Wahoo HR strap, but otherwise I didn’t find it helpful. Also – the SPM tracking for rowing machines is nice but less useful than pace or distance which understandably is hard to get from a watch alone.
Hi Ulf,
ich habe (noch) keine SmartRow, jadoch eine Garmin fenix 6 und einen schon etwas älteren Waterrower. Hast du mal versucht das Training inkl. Herzfrequenz von der Garmin in SmartRow aufzuzeichnen und dann über die App RunGap nach Garmin Connect zu übertragen? Nach allem, was ich gelesen habe, müsste das zwei Vorteile haben. Zum einen kann man z.B. Kinomap beim Rudern nutzen und zum anderen sollen in der Garmin App nacher die richtigen Felder für Leistung etc. ausgefüllt sein und nicht die zusätzlichen IQ Felder. Wenn das so funktioniert, würde die Anschaffung einer SmartRow für mich sofort Sinn machen.
Hallo Robin, besten Dank für Deinen Kommentar. Bisher hatte ich auf die Nutzung von Rungap verzichtet, da für mich Strava das Sammelbecken ist, aber das funktioniert ja auch mit Rungap. Aufgrund Deiner Anregung habe ich es einmal getestet und Smartrow sowie Garmin Connect in Rungap hinterlegt. Hier ist ein Workout aus Smartrow in Garmin: https://connect.garmin.com/modern/activity/13380531275 – ich hoffe, dass dies Dir weiterhilft?
Beste Grüße
Ulf
Vielen Dank fürs Testen. Das ist interessant. Für mich ist Garmin das Sammelbecken, weil ich die Uhr außer zum laden immer an habe und sie in Kombination mit Leistungsmesspedalen auch ohne Joggen (geht mit meinem Knie nicht mehr so gut) einiges an Infos bietet (VO2Max, FTP, HFV, Erholungsempfehlung etc.). RunGap wäre nicht mein Sammelbecken, das hatte ich nur für einen möglichen Transfer der Daten gefunden. Positiv fällt mir an deinem Garmin Connect Eintrag auf, dass alle Daten korrekt aufgezeichnet und übertragen werden. Was mit meinem Eintrag verglichen scheinbar fehlt, ist Training Effekt, Temperatur und Intensitätsminuten. Temperatur ist klar, die wird von der Uhr nicht gesendet, somit nicht aufgezeichnet und kann, im Gegensatz zur standardisierten Herzfrequenz, damit auch nicht über RunGap den Weg zurück zu Garmin finden. Training Effect und Intensitätsminuten hätte ich jetzt gedacht, dass Garmin den auf Basis der übertragenen Werte bewerten kann. Man kann halt scheinbar nicht alles haben. Hier mal ein Rudereintrag ohne Leistungsmessung von mir, nur mit Uhr: https://connect.garmin.com/modern/activity/13302852820