Die Fibo ist eine der größten Fitnessmessen der Welt. Ich muss zugeben, dass ich die Messe bis letztes Jahr nicht kannte und erst in Gesprächen davon erfahren habe. Ich wurde gefragt, ob ich die Messe nicht einmal besuchen wolle.
Lange Zeit habe ich Messen als etwas Anachronistisches betrachtet, gerade in Zeiten in denen man so gut wie alles online finden und betrachten kann. Welche Bedeutung haben in solchen Zeiten noch Messen? Gerade aber die Corona Pandemie war für mich ein Wendepunkt, in denen das Treffen von Menschen und die Möglichkeit die eigenen 4 Wände zu verlassen etwas Befreiendes wurden.
Dieses Jahr habe ich die Chance bekommen einmal die Fitness Messe zu besuchen und habe dabei ein paar Eindrücke eingesammelt. Ich habe verschiedene Messestände besucht und dabei einiges Neues kennen gelernt.
Inhalt
Was ist die Fibo?
Die Fibo hat Ihren Namen durch die Abkürzung Fitness & Body erhalten, seit 1985 gibt es das jährlich stattfindende Event bereits. Seit 2009 ist die Messe jedoch durch den Themenbereich Gesundheit erweitert worden – aus meiner Perspektive einer der spannendsten Bereiche. Insgesamt läuft die Messe über 4 Tage, Donnerstag und Freitag ist die Messe für Fachpublikum geöffnet, Samstag und Sonntag für Privatbesucher.
Mit wurde freundlicherweise durch Augletics und RP3 jeweils ein Fachbesucherticket zur Verfügung gestellt, sodass ich bereits Donnerstag und Freitag die Messe besuchen konnte.
Ich bin mit dem Zug aus dem Schwarzwald nach Köln gefahren, das finde ich zum Einen aufregend als aber auch faszinierend. Eine Weile bin ich jeden Morgen mit dem Zug gependelt, da war das Zug fahren in Fleisch und Blut übergegangen. Scheuklappen auf, Kopfhörer rein und die Zugfahrt für sich selber nutzen. Mittlerweile arbeite ich die meiste Zeit im Homeoffice und dadurch ist das Zug fahren immer ein kleines Erlebnis. Mit dem ICE kann man von Offenburg nach Köln in 3 Stunden fahren, sofern alles nach Plan klappt 😉
Meine Erfahrung mit der Fibo
Ich wusste ungefähr was mich auf der Messe erwarten würde: Viele Menschen, eine hohe Umgebungslautstärke & viele Schritte. Das wäre quasi die Kurzfassung 🙂 Wenn ich jedoch die Videos und Fotos betrachte, so gab es doch das ein oder andere Highlight. Zunächst einmal: Ich habe viele Rudergeräte gesehen, hier eine kleine Sammlung:
Aviron
Den Stand von Aviron habe ich gleich zu Beginn besucht und mich mit Brandon zur Öffnung der Aviron Plattform für Third Party Rudergerät unterhalten. Aviron kam aus Toronto angereist und hatte 4 Rudergeräte sowie ein Concept2 als auch einen Waterrower vor Ort, sodass ich einen Eindruck von der Gamification erhalten konnte.
Am darauffolgenden Tag habe ich mich noch mit dem Gründer Andy Hoang unterhalten, er hat mir einen kleinen Einblick gegeben wie es ist ein smartes Rudergerät zu bauen. Mittlerweile ist Aviron einer der größten Hersteller für diese Art von Geräte, jährlich werden ca. 10.000 Aviron Geräte gekauft.
Erst kürzlich wurde die Aviron App für Third Party Rudergeräte geöffnet. Ein Cross-Play zwischen Aviron Nutzern, Waterrower-Nutzern und Concept2 Nutzern ist bisher nicht möglich, weil die Werte und Widerstände der Maschinen zu unterschiedlich sind. Aber immerhin kommt man durch die Öffnung der Käseglocke in den Genuss nun ebenfalls Aviron Spiele mit anderen Rudergeräten zu spielen.
Sobald die Aviron App mit Smartrow funktioniert, werde ich hierzu noch einmal in die Tiefe gehen.
Matrix Rudergeräte
Ich habe einen Stop bei Matrix gemacht und deren Rudergerät getestet. Ähnlich wie Technogym ist Matrix eher an Studio-Ausstattung interessiert, aber wenn man als Privatperson Interesse hat, so kann man ebenfalls die Geräte im Onlineshop kaufen.
Was ich an den Geräten interessant fand: Es kommt ein Seil zum Einsatz, durch die Magnetbremse ist das Rudergerät sehr leise und der Rudercomputer hat mir bei einem kurzen Teste generöse Splitzeiten von 1:40/500m angezeigt. 😀
Eines der Geräte hat ein LED Band rund um den Bildschirm, welches die Farbe wechselt wenn man im zuvor gewählten Bereich rudert.
Technogym
Eine Messe hat immer viele verschiedene Facetten und man lernt (wenn man möchte) unterschiedlichste Menschen und Unternehmen kennen. Bei Technogym gab es einen riesigen Stand und wenn man auch nur kurz vor einem Gerät stehen geblieben ist, kam sofort jemand und hat nach dem Interesse gefragt. Das empfand ich als sehr Positiv.
Mein Interesse lag darin ein Gerät einmal zu testen und da wurde mir dann nach 3 Ansprechpartnern schlussendlich empfohlen am Besten eine E-Mail an den Support zu schreiben. Wieso auf eine Messe gehen, wenn man auch einfach von der Couch zu Hause an den Support schreiben kann? Wahrscheinlich bin ich nicht die primäre Zielgruppe für dieses Unternehmen. Ich nehme da kein Blatt vor den Mund: Solche Momente empfinde ich dann etwas komisch – aber es zeigt auch gleich wie manche Unternehmen funktionieren. 😉 Hallo Technogym 👋 Vielleicht wollt Ihr nochmal an eurem Playbook für Messen arbeiten?
China Rower
Apropros: Wie funktioniert eigentlich das Geschäft der China Rower? Am Stand von Concept2 wurde mir gesagt, dass auch schon Geräte gesehen wurden auf denen das Logo von Concept2 verkehrt herum gedruckt war. 🤯
Sobald man sich einem Hersteller aus China nähert wird man sofort als Interessent wahrgenommen und auch gerne direkt angesprochen. Ich bin mal gespannt ob hier noch die Leads nachgefasst werden, habe mein Badge einmal scannen lassen. Wer sich genau wie ich gefragt hat, was die eigentlichen Produktionskosten von Rudergeräten sind: Das rangiert je nach Modell und wo produziert wird. Die Rudergeräte aus China kosten zwischen 250 – 800 US$ je Einheit. Mindestabnahme ist ein Container, in welchen rund 100 Geräte passen. Die Hersteller brauchen ca. 1 Monat um ein Sample bereitzustellen, weitere 4-6 Wochen um die Massenproduktion zu starten.
Das schöne an Messen: Man kann die Produkte ausprobieren. Bei diesem Gerät war ich neugierig, weil es einen etwas anderen Formfaktor hatte:
In dem schwarzen Kasten ist ein Motor als Bremse eingebaut, wenn man daran zieht wird der Motor aktiviert und zieht in die Gegenrichtung. Es hat sich nicht wirklich wie Rudern angefühlt 😀
Augletics
Am Stand von Augletics habe ich mir das neue Gerät „Augletics Eight Sport“ angeschaut, es ist mit einem 10 Zoll HD Touchscreen ausgestattet und initial ohne Virtual Coach, wobei man diesen optional dazu nehmen kann. Mir wurde der neue Sportgriff gezeigt, dieser sieht richtig gut aus, etwas breiter als der Holzgriff und sauber verarbeitet. Ebenfalls wurden die Rollen unter dem Sitz gewechselt, sodass das Gerät noch leiser ist als zuvor.
Ein neues Features bei Augletics ist „AI Training“, also eine Funktionalität welche auf Basis der persönlichen Angaben und den vorherigen Trainingseinheiten ein individuelles Workout erstellt. Eine App, welche das bereits eine Weile macht ist Gentler Streak, die waren auch auf der Fibo – leider habe ich den Stand übersehen.
Für mich persönlich ist das eine interessante Entwicklung – wobei AI immer eine Art Blackbox darstellt. Sofern die Workouts wirklich individuell auf mein Befinden abgestimmt sind, kann dadurch ein effektiveres Training erfolgen – maßgeblich relevant sind aus meiner Perspektive dafür jedoch Herzfrequenzdaten der vergangenen Workouts und das Verständnis über die Regeneration des Körpers. Bei Augletics hat man sich nun diesem Thema in den ersten Schritten angenommen, ich bin gespannt inwiefern die vorgeschlagenen Einheiten funktionieren. Ggf. werde ich hierzu noch einmal detaillierter etwas schreiben, sofern ich mehr Einblick in das System erhalte.
Zum original Augletics Rudergerät hatte ich hier schon einmal einen Artikel veröffentlicht. In Kürze folgt ein Artikel zu dem neuen Rudergerät.
Waterrower / Nohrd
Am Stand von Nohrd habe ich ebenfalls vorbei geschaut, dort liegt der Fokus schon länger nicht mehr nur auf dem Waterrower sondern generell auf das stilvolle Einrichten des Homegyms mit Trainingsgeräten aus Holz im gehobenen Segment.
Manche Geräte funktionieren besser als Andere, generell sehe ich im Bereich Holz zumindest bzgl. ESG-Kriterien ein hohes Potential. Holz als natürlich nachwachsender Rohstoff bedeutet einen geringeren Fußabdruck als die Herstellung von Aluminium oder Stahl. Nohrd baut diese Sparte kontinuierlich weiter aus, nun auch durch ein eigenes Sägewerk. Sourcing ist natürlich bei Holzprodukten immer ein Thema – in der Arte Mediathek gibt es derzeit eine interessante Doku zu Ikea. Man muss sich bei Wachstum immer die Frage stellen, inwiefern dies noch natürlich erfolgen kann und welche Kriterien man an die Herkunft von Holz stellt. Ggf. werde ich einmal Nohrd besuchen und etwas mehr Einblick in die Fertigung der Geräte zu geben.
Connected Fitness
Wenn die eigene Bewegung mit digitalen Diensten sinnvoll verbunden werden kann und dadurch Motivation geschaffen wird, so sehe ich dies als Sweet Spot in der Fitness. Ich habe mich eine Weile mit den Entwicklern von Intelligent Cycling unterhalten, eine App die primär für das Indoor Cycling in Studios entwickelt wurde. Die parametrisiert individuell geschaffenen Welten mit der Unreal Engine könnten aus meiner Perspektive ebenfalls auch für das Rudern funktionieren, bisher wird es nicht unterstützt.
Weitere Nischensportgeräte sind bspw. diese Trampolin-Trainer:
Oder aber auch das Abfahrt-Ski fahren auf diesem aufblasbaren Fitnessgerät:
Healthy Food
Generell war ich erstaunt wieviel Protein Produkte beworben wurden. Und eigentlich kommt das Pulver häufig aus den gleichen Fabriken, es wird lediglich ein anderer Geschmackstoff hinzugefügt und Sticker aufgeklebt. Für mich persönlich nicht interessant.
Bei Koro bin ich kurz vorbei gegangen, die bieten Nüsse an – wobei ich Vilgain aus Tschechien wesentlich interessanter finde. Beide Marken kennt man erst seit ein paar Jahren, die Skalierung der Unternehmen ist für mich beeindruckend.
Die Zutatenliste der Vilgain Produkte ließt sich übersichtlicher und die Konsistenz der Riegel und Kekse fand ich gut. Geschmacklich natürlich auch top, preislich gerade noch in Ordnung.
Wenn man von „Healthy Food“ spricht, dann sind das aus meiner Perspektive erst einmal natürliche Produkte ohne Zutatenliste. Umso erfreuter war ich als ich bei der Allgäuer Wanderimkerei Vertriebs GmbH vorbeigeschaut habe und dort verschiedene Honigsorten probieren konnte. Vom Waldhonig über Tannenhonig, Akazienhonig, bis zu besonderen Sorten wie Distelhonig gab es dort eine große Auswahl. Ich kaufe Honig am liebsten regional, hier im Schwarzwald ist das problemlos möglich.
Mein Fazit zur Fibo
Ich war erstaunt wie riesig das Thema Fitness ist und wie viele verschiedene Interessenten rund um das Thema existieren. Die Messe mit den vielen Menschen hat mir das noch einmal mehr deutlich gemacht.
Thema Nahrung und Supplements: Man kann sich auch gut auf der Messe bewegen und kein Essen kaufen, weil es so viele Möglichkeiten gibt Protein Produkte auszuprobieren. 😉 Ich habe 2-3 Produkte probiert, war dabei aber über die Preise erstaunt. Man kann Erdnussbutter im Asialaden bereits für 3-4€ kaufen. Bei manchem Hersteller auf der Messe kostet die Hälfte der Menge das 3-Fache.
Vor der Messe hatte ich mir überlegt, welche Stände ich besuchen möchte – hauptsächlich natürlich Hersteller von Rudergeräten, gleichzeitig wollte ich jedoch auch besonders ein Augenmerk auf Connected Fitness, Wearables, Longevity und das Thema ESG Kriterien in der Fitness Branche legen. Zu meinem Erstaunen habe ich dazu nur einzelne Stände gesehen, vielleicht kommendes Jahr mehr?
Von der Messe werde ich mich nun erst einmal wieder erholen – wer diese ebenfalls besuchen möchte: Bis Sonntag ist diese noch geöffnet. In den kommenden tagen werde ich noch ein paar Videos und Eindrücke auf Youtube veröffentlichen.